Background
Die Nachhaltigkeitsstrategie in Deutschland fordert landwirtschaftliche Unternehmen dazu auf, mehr Verantwortung in den Bereichen Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz, Tierwohl sowie in sozial und ökonomisch vertretbaren Entscheidungsprozessen zu übernehmen. In Deutschland gibt es unterschiedliche Systeme zur Bewertung von Nachhaltigkeit. Sie unterscheiden sich in Bezug auf den Umfang (ausgewählte Themen wie Klimabilanz), die Betrachtungsebene (Datenerfassung auf Betriebsebene), die Genauigkeit (wenig Eingangsdaten) und die Methodik der Datenerfassung (Abfrageformulare). Um eine umfassende Bewertung der Nachhaltigkeit durchzuführen, werden zahlreiche Daten benötigt, um zuverlässige Indikatoren für den Grad der Nachhaltigkeit zu bestimmen. Bei dieser Vorgehensweise ist der Datenschutz von großer Bedeutung.
Bedarf
Die Bestimmung der Nachhaltigkeit ist sehr komplex, zeitaufwendig und teuer, da bei der Bewertung umfangreiche Daten und Datenformate anfallen. Die Herausforderung liegt in der Integration der heterogenen Datenquellen, sowohl innerbetrieblich (unterschiedliche Nachhaltigkeitskennzahlen benötigen unterschiedliche Datenquellen) als auch betriebsübergreifend (bei unterschiedlichen Betrieben sind unterschiedliche Datenquellen für die gleichen Kennzahlen zu nutzen). Es ist wichtig, diese Heterogenität technologisch effizient und effektiv zu verwerten. Damit einerseits der aktuelle Stand in Bezug auf Nachhaltigkeit ermittelt werden kann und andererseits konkrete Handlungsmöglichkeiten zur wirkungsvollen Verbesserung der Nachhaltigkeit identifiziert werden können .
Ziel
Ziel ist die Entwicklung einer webbasierten Infrastruktur zur Vereinfachung der Nachhaltigkeitsbewertung, um diese schneller und kostengünstiger zu gestalten. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse für verschiedenste Adressaten aufbereitet und adressiert werden, insbesondere für Akteure entlang der Wertschöpfungskette sowie für Endkunden. Ein Teilziel ist dabei die methodische Definition und automatisierte Berechnung eines Indikators zum Grad der Regionalität eines Produktes.
Methodik
Die heterogenen Betriebsrohdaten aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales müssen aufgenommen, geordnet und in die Bewertungssysteme der IAK und INL importiert werden. Danach wird ein automatischer Plausibilitätscheck integriert, der Datenlücken erkennt und manuelle Ergänzungen ermöglicht. Anschließend werden die Daten anhand von Algorithmen zur Nachhaltigkeitsbewertung in verschiedenen Bereichen und Dimensionen verrechnet, wobei Anpassungen an wissenschaftliche oder gesetzliche Neuerungen möglich sein sollen. Die Indikatoren werden durch den Import der ökologischen, ökonomischen und sozialen Rohdaten auf einer digitalen Plattform berechnet, auf der Einzelergebnisse für alle Nachhaltigkeitsdimensionen abrufbar sind. Darüber hinaus werden Grenzwerte aus unterschiedlichen Definitionen abgeleitet, um anschließend einen weiteren Indikator für Regionalität zu entwickeln. Der Ergebnisbericht wird automatisch erstellt und kann mit verschiedenen Freigabeberechtigungen sowohl intern (für den Landwirt) als auch extern (für den Konsumenten) abgerufen werden. Die Agrargenossenschaft Lößnitz-Stollberg e. G. ist als landwirtschaftlicher Praxispartner in die Evaluierung der Ergebnisse involviert. Sie produziert primäre landwirtschaftliche Erzeugnisse und stellt Produkte für die Direktvermarktung her, und dient somit als praktisches Beispiel.
Erwartete Ergebnisse
Es soll ein Bewertungsinstrument entstehen, das es landwirtschaftlichen Unternehmen ermöglicht, kosteneffizient die Nachhaltigkeit ihrer Produktion und die Regionalität ihrer Produkte zu bewerten. Die Ergebnisse des Projekts ermöglichen einen umfassenden Einsatz der Nachhaltigkeitsanalyse. Auf der einen Seite dienen sie als Managementwerkzeug und auf der anderen Seite als Grundlage für Kaufentscheidungen. Dadurch werden nachhaltige und resiliente Wertschöpfungsketten in der regionalen Lebensmittelproduktion geschaffen.