Unser Innovationsworkshop: Grünlandnutzung neu denken fand am 1. März 2024 online via Zoom statt. Wir freuten uns über die rege Teilnahme von Grünlandinteressierten aus Wissenschaft, Praxis und Beratung und möchten uns bei unseren Referenten bedanken, die mit ihren inspirierenden Impulsvorträgen eine hervorragende Grundlage für unsere Workshops geschaffen haben.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte der Bündniskoordinator Thomas Schneider kurz das DMPL-Vorhaben vor. Dabei betonte er die zentralen Visionen nach höherer Wertschätzung und Wertschöpfung in der Landwirtschaft. Mit seinem Impulsvortrag „Herausforderungen und Perspektiven der Grünlandnutzung in West- und Nordsachsen“ gab Dr. Gerhard Riehl (LfULG) einen gelungenen Einstieg in die Thematik. Der Klimawandel stellt die Grünlandbewirtschaftung mit deutlich feuchteren Wintern, häufiger auftretenden Trockenperioden und ungleichmäßig verteilten Niederschlägen vor große Herausforderungen. Eine nachhaltige Intensivierung der Bewirtschaftung mit abgestufter Bewirtschaftungsintensität stellt in Dr. Riehls Augen ein ausschöpfungswürdiges Potential für die Grünlandbewirtschaftung Sachsens dar. Hierbei können qualitätsorientierte Nutzungstermine mit bedarfsgerechter Düngung für hohe Futtererträge und leistungsfähige Pflanzenbestände sorgen. Außerdem sieht der LfULG-Referent einen Bedarf zur Verbesserung der schlagbezogenen Ertragsermittlung, da in vielen Betrieben die Erntemengen und Futterverluste unzureichend dokumentiert werden. Weiterhin ist seiner Meinung nach eine Unterstützung des Weidemanagements durch moderne Technik erforderlich. Darüber hinaus sollten die Weidesysteme an die Sommertrockenheit angepasst und ein intelligenter Herdenschutz eingeführt werden. Im Anschluss hielt Prof. Dr. Johannes Isselstein von der Georg-August Universität in Göttingen einen inspirierenden Vortrag mit dem Titel „Virtual Fencing – Potentiale und Herausforderungen“. Die Empfehlung der Zukunftskommission Landwirtschaft für die Rinderhaltung (2021) fordert eine Konzentration auf grünlandbasierte Rinderhaltung. Gleichzeitig soll die Wertschöpfung je Tier gesteigert werden, um das Betriebseinkommen mindestens stabil zu halten. Prof. Isselstein spricht von einer Variabilität der Proteineffizienz auf Praxisbetrieben. Die Durchschnittswerte zeigen, dass Betriebe potenziell mehr Nahrungsprotein in der Fütterung einsetzen, als Milcheiweiß erzeugt wird. Darüber hinaus produzieren die Betriebe im Durchschnitt weniger Milcheiweiß als sie pflanzliches Eiweiß für die menschliche Ernährung produzieren. Weiterhin beschrieb der Professor der Universität Göttingen digitale Technologien und ihre Anwendung in Grünlandproduktionssystemen. Durch Fernerkundungstechniken wie Wärmebildern sowie hyperspektraler und multispektraler Bildgebung können wertvolle Karten erstellt werden. Diese Karten liefern Informationen über den Boden, wie zum Beispiel die Bodenfeuchte und die Vegetationsbedeckung, sowie über die Grasnarbe, wie zum Beispiel die Futterqualität und die Grasnarbenhöhe. Mit GPS-Trackern oder Schrittzählern können wertvolle Informationen zum Tierwohl und zur Tiergesundheit des Viehbestands gewonnen werden. Diese Technologien bieten informationsbasierte Entscheidungshilfen für ein gezieltes Weidemanagement. Prof. Isselstein schlägt eine Kombination verschiedener Disziplinen und Technologien vor, um die weidebasierte Nutztierhaltung zu verbessern. Dazu stellte er die Virtual Fencing Technologie vor. Die Tiere können mittels eines Halsbandes, das akustische und elektrische Signale aussendet, in eine bestimmte Richtung getrieben oder in einem bestimmten Bereich gehalten werden. Wenn sich ein Tier dem virtuellen Zaun nähert, wird zunächst ein akustisches Signal ausgelöst. Erst bei direkter Annäherung an den virtuellen Zaun wird ein elektrischer Impuls abgegeben. Studien belegen, dass akustische Signale bei Färsen einen vielversprechenden Einfluss auf den Lernerfolg haben. Elektronische Impulse treten nur in geringem Maße auf. Prof. Dr. Johannes Isselstein sieht in Zäunungstechnologien ein Potenzial für einen zielgerichteten Weidegang und eine zielgerichtete Erzeugung von Ökosystemleistungen, wobei das Weidetier als ökologischer Ingenieur fungiert. Für die Realisierung sind technische Weiterentwicklungen und die Konzeption neuer Weidesysteme unerlässlich. Abschließend schilderte Bernhard Probst (Vorwerk Podemus) anhand vieler anschaulicher Fotos seine Erfahrungen mit der solaren Heutrocknung. Herr Probst gab Hinweise und Tipps zum Bau einer solaren Heutrocknung und beschrieb die Vorteile der Heufütterung für die Gesundheit seiner Tiere.
Im anschließenden Workshopteil der Veranstaltung wurden alle Teilnehmenden in Gruppen aufgeteilt. Dort diskutierten sie die Fachbeiträge und erörterten Potentiale sowie notwendige Fokusthemen für eine nachhaltige Grünlandnutzung in Westsachsen.
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